Während die Bundesregierung Steuergelder hauptsächlich in wasserstoffbasierte Stahlproduktion steckt, investiert die Stahlrecyclingbranche seit mehr als einem Jahrhundert ihr privates Geld in direkten Klimaschutz. Jede Tonne Stahlschrott, die in der Stahlproduktion eingesetzt wird spart 1,67 t CO2, jede Tonne Edelstahlschrott sogar 4,3 t CO2. Mit dem Einsatz von 93,8 Mio. t Stahlschrott konnten in der EU im Jahr 2018 allein 157 Mio. t CO2 eingespart werden, was den CO2-Emission aller Automobile in Frankreich, Großbritannien und Belgien entspricht. Dieses beeindruckende CO2-Einsparpotential außer Acht zu lassen ist nicht nur unverständlich, sondern unklug, will man das ambitionierte Ziel der Klimaneutralität auch in der Stahlproduktion bis 2050 tatsächlich erreichen. Stahl- und Edelstahlschrott ist beliebig oft ohne Qualitätsverluste recyclebar und spart vor allem Primärressourcen wie Erze und Kokskohle, deren Abbau und Transport ebenfalls sehr CO2-intensiv sind.
Derzeit prüft das Institut Fraunhofer IMW in Rahmen eines Forschungsprojekts im Auftrag der BDSV die mögliche Beteiligung der Stahlrecyclingbranche an einem EU-ETS System, um den Schrotteinsatz zu fördern. Eine weitere Lösung hierfür könnte eine gesetzlich festgeschriebene Mindesteinsatzquote von Stahlschrott in der Stahlproduktion sein. Das würde nicht nur den Einsatz von Sekundärrohstoffen fördern, sondern auch die Wettbewerbsfähigkeit der Stahlrecyclingwirtschaft erhöhen.
Freie Märkte für Recyclingrohstoffe: Stahlschrott ist kein Abfall, sondern ein Klimaschutzprodukt
Darüber hinaus fordert die BDSV eine Unterscheidung von Sekundärrohstoffen und Abfällen ohne Wert im Rahmen der Revision der EU-Abfallverbringungsverordnung (Verordnung Nummer 1013/2006 über die Verbringung von Abfällen). Derzeit drohen Handelshemmnisse für Sekundärrohstoffen durch die geplante Verschärfung der Vorschriften für die Verbringung von grün gelisteten Abfällen in Drittländer. Denn Stahlschrott ist kein Abfall, sondern ein Klimaschutzprodukt. Zudem können durch den weltweiten Handel mit Recyclingstahl Rohstoffkreisläufe geschlossen werden und damit Primärrohstoffe ersetzt werden. Eine Exportbeschränkung wäre klimapolitischer Unsinn.
Die gravierenden Folgen von Exporthemmnissen wären weniger Sammlung und Aufbereitung von Schrott, weniger Investitionen auch in Forschung und Entwicklung und der Verlust einer wirtschaftlichen Basis für das Stahlrecycling, wenn sich Schrottpreise nicht mehr frei am Weltmarkt bilden. Die Stahlrecyclingunternehmen wären in ihrer Existenz bedroht.